Stationen einer Idee
 
Der Beginn

1997 besuchte Rainer Grassmuck die Ausstellung „Tuchfühlung 1“ in Velbert-Langenberg. Diese hinterließ mit ihren von verschiedenen Künstlern gestalteten Segeln und einem umfangreichen Begleitprogramm einen so großen Eindruck, dass er sich vornahm, beim nächsten Langenberger Projekt im Jahre 2000 als Mitwirkender dabei zu sein. 1998 wurde er Mitglied des Organisationsteams und nahm auch als Künstler am Projekt „Tuchfühlung 2“ teil. Während der Vorbereitungen stellte sich für ihn die Frage, wieso gibt es so etwas eigentlich nicht in Wuppertal oder entlang der Wupper? Die Idee „Gesamtkunstwerk Wupper“, 116 Kunstwerke (für jeden Flusskilometer eines) dauerhaft an der Wupper zu installieren, reifte über zwei Jahre.

Die Wupper gibt eine räumliche Struktur vor. Über diese wird wie ein Layer die räumliche Struktur der Kunst gelegt, so dass beide miteinander verschmelzen können. Jedes einzelne Kunstwerk wird ein Detail des Gesamtkunstwerks bilden, welches sich wiederum als riesige Collage präsentiert. Wer sich intensiv mit dem Gesamtkunstwerk und dessen vielfältigen Teilen auseinandersetzt, wird erfahren, wie kraftvoll in dieser Region gearbeitet werden kann. Die Menschen entlang des Flusses werden aufgefordert, an kulturellen Ereignissen teilzunehmen. Durch Vermittlung ihrer Erfahrungen werden sie zum lebendigen Teil des Gesamtkunstwerks. Die Collage beginnt, sich zu bewegen, eine energetische Spannung aufzubauen.

Beuys-Spaziergang

Anfang des Jahres 2002 unternahmen er und der Künstler BrindlArt den legendären Beuys-Spaziergang entlang der Wupper von Radevormwald-Dahlerau bis Wuppertal-Beyenburg. Rainer Grassmuck erzählte BrindlArt von seiner Idee. BrindlArt war begeistert und sie entwickelten sofort weiterführende Gedanken.

bbk-bergischland e.V.

Durch seine Aufnahme in den bbk-bergischland lernte Rainer Grassmuck neben BrindlArt auch Petra Pfaff und Burkhard Cürten kennen. Zu viert wurde das Konzept für die jährlichen Projekte, die seit 2003 in der Region stattfanden und in der Zukunft stattfinden werden, entwickelt. Hierzu gründeten sie mit anderen Interessierten den Verein kunstfluss wupper e.V. .

Gesamtkunstwerk Wupper – eine „Soziale Plastik“
Lust auf spannende Begegnungen

In naher Zukunft sollen 116 Kunstwerke entlang der gesamten Wupper installiert werden – Kunstwerke, geschaffen von bergischen Künstlern, von Schulen aber auch von interessierten Menschen dieser Region. Sie sollen sich aktiv mit ihren individuellen Möglichkeiten an der Gestaltung des Gesamtkunstwerkes beteiligen.

Aber es geht nicht nur um 116 Kunstwerke. Im Sinne von Beuysscher „Sozialen Plastik“ sollen Schwellenängste aufgehoben und eine Partizipation im Bereich der Kunst ermöglicht werden. Das Gesamtkunstwerk Wupper ist ein Gesellschaftsprojekt, was nur durch eine aktive Bürgergesellschaft entstehen kann. Es gilt, die kreative Substanz unserer Region zu wecken, zu bündeln und zu vernetzen, um mit dieser gewonnenen Energie einen Kulturraum entlang der Wupper zu schaffen, der grenzüberschreitend Wirkung zeigt. Insbesondere werden Politik und Wirtschaft aufgefordert, ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden. Sie besitzen die notwendigen Mittel, dieses ehrgeizige Projekt zu fördern.

Visionen sind gefragt, um neue, andere Wege einzuschlagen. Schultheatergruppen treten in Firmenkantinen auf; Künstler gestalten Firmengelände oder Besprechungszimmer; Schulklassen der einzelnen Wupperstädte bilden untereinander Partnerschaften um zusammen Projekte an der Wupper durchzuführen. So entstehen kleine Zellen, die in ihrer Gesamtwirkung einen nachhaltigen Beitrag zum sozialen und kulturellen Miteinander leisten. Je mehr Menschen sich beteiligen, umso größer der Effekt. Das Gesamtkunstwerk Wupper bietet die Chance, mit relativ geringem Aufwand eine weltweit einzigartige Installation zu schaffen – ein Fluss als Kunstwerk, als soziale Plastik.

Aber es werden auch 116 Kunstwerke einladen, diesen Fluss, diese Region erleben zu wollen. Der Fluss als Magnet für Kulturentdeckungsreisen im Bergischen Land. Für jeden Kilometer Wupper ein Kunstwerk. Kleine Kunsträume in Natur und Stadt regen zu einer thematischen Betrachtung der Verknüpfung Natur – Mensch – Kunst an. Die Wupper als Kunstfluss ermuntert zum Wandern, zum Entdecken, aber auch zum Denken und Diskutieren. Gleichzeitig wird das Projekt die kunsttouristische Lücke zwischen EN-Kunst, Kunstszene im Märkischen Kreis und Rheinland schließen.

Das Grundkonzept ist klar: an 116 festgelegten Orten sollen Bergische KünstlerInnen (83) und Schulen (33) eine dauerhafte Installation errichten. Es wird eine enge Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Wirtschaft einerseits und den Kunstschaffenden andererseits angestrebt. Eine offizielle Ausschreibung wird es für dieses Projekt nicht geben. Allerdings werden die eingereichten Projektvorschläge der Schulen von einer unabhängigen Kommission, bestehend aus Mitgliedern des Vereins „Kunstfluss Wupper - regioArte e.V.", begutachtet werden, damit eine hohe Qualität gewährleistet wird.

Dokumentation

Das Projekt wird durch Medienveröffentlichungen, Internet und einen Katalog dokumentiert werden. Ferner ist geplant, diese einmalige Kunstroute entlang der Wipper/Wupper durch Schilder gekennzeichnet werden.
 
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